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Fünf Experten über die Auswirkungen der Ereignisse in Ägypten auf die Region und den Arabischen Frühling.

Ein Sommerblog: die Biennale von Venedig für Kinder.

Venedig. Schon auf dem Weg in die Stadt sitzt an der Lagune eine riesige rosa Schwangere, der Arme und Beine fehlen. Meine Kinder sind sich nicht sicher, ob sie die elf Meter hohe aufblasbare Installation von Marc Quinn, eine Variante seiner 'Alison Lapper pregnant', gut oder gruselig finden. (Nicht nur sie halten Quinns gigantische Statue für befremdlich: http://www.theguardian.com/artanddesign/2013/jun/02/55th-venice-biennale-review.

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Der Wiener Theatermacher Paulus Manker inszeniert im alten Telegrafenamt eine "Wagnerdämmerung" und fragt, ob ein Genie auch ein Schuft sein darf.

Wien. Paulus Manker steht vor dem Telegrafenamt neben der Börse an der Ringstraße und noch bevor ich meine Karten in der Hand habe, hat er bereits meine Familie unflätig beleidigt. Darf ein Theatermacher sich wie ein Rotzlöffel benehmen? Soll ich ihn deshalb boykottieren? Oder darf man das gnädig als Teil des Spektakels sehen? Auf geht's in die Wagnerdämmerung.

Auf die Gefahr hin, dass Leserinnen wie Felicity Read das alles nicht mehr ertragen können, kommt hier mein Royalbaby-Blog. Felicity tweetete heute früh: "In welcher Gummizelle werden alle diese königlichen Experten, die heute von der BBC eingesetzt wurden, normalerweise verstaut?" Doch der "Great Kate Wait" ("Daily Mirror") ist eben vorbei. Das Kind ist geschlüpft und muß sich von der ersten Minute seines Lebens an daran gewöhnen, dass es keine Privatheit in seinem Leben geben wird. Mir ist es ein bisschen peinlich, aber ich konnte mich nicht dazu überreden, zwei Wochen lang in der Affenhitze vor dem St. Mary Spital in Paddington auf die Geburt des königlichen Sprößlings zu warten. Jetzt wissen wir zwar, dass es ein gesunder Knabe von 3,8 Kilo geworden istAllerdings haben britische Thronfolger ja an sich das Pech, dass sich nach ihrer Geburt niemand mehr so richtig für sie interessiert - außer sie flüstern irgendwas über ihren Wunsch, ein Tampon zu sein oder lassen sich scheiden.

Für alle, die doch noch mehr über den neugeborenenen Prinz von Cambridge wissen wollen, hier ist eine Zusammenfassung seines zukünftigen Lebens:

Der französische Nahost-Experte Gilles Kepel über die düsteren Aussichten Arabiens, das Scheitern des Experiments einer islamischen Demokratie und die Gefahr, die von Ägypten ausgeht.

Amerikanische Bürgerrechtler hoffen, dass der Fall Edward Snowdon die auspionierte Bevölkerung aufrüttelt.

WASHINGTON DC. Ich muss sagen, ich werde ja an sich ganz gerne abgehört. Das gibt einem das Gefühl einer gewissen Wichtigkeit. In Moskau war's immer besonders gut. Wenn es wieder in der Leitung knackte, konnten wir österreichischen Korrespondenten uns bedeutend vorkommen, das passiert ja sonst nicht so oft. Unter Putin lebten wir außerdem in einem richtig autoritären Staat, der Auslandskorrespondenten für Feinde hielt und sie deshalb abhörte. Das verlieh dem Knacken im Telefon eine gewisse Gravitas.

Yoram Kaniuk ist gestorben. Er war 83 Jahre alt. Er hatte Krebs. Und er war über Jahrzehnte der düsterste israelische Autor, den ich kannte. Am Vorabend der israelischen Parlamentswahlen 1992 saßen wir beim Abendessen in einem Fischrestaurant in Jaffa. Yoram informierte mich darüber, dass die israelische Linke nie wieder gewinnen könnte und wenn, würde dies auch nichts ändern: Israel war dem Untergang geweiht, weil die religiöse nationalistische Rechte das Land in Geiselhaft genommen habe.

Am nächsten Tag gewann die Arbeitspartei unter Jitzhak Rabin die Wahlen und Rabin brachte das Land mit den Verhandlungen über die Oslo-Abkommen auf den Weg zum Frieden. Kaniuk war überhaupt nicht beeindruckt und glaubte nicht, dass die Linksregierung Erfolg haben würde. Rückblickend muß ich zugeben, dass er recht gehabt hat. Rabin hat die israelischen Siedlungen im Westjordanland nicht aufgelöst, als dies noch möglich war.

Ach was, Putins Ehe mit Ludmila ist zerbrochen? Das inszenierte Interview nach dem gemeinsamen Ballett-Besuch in Moskau am 6. Juni überrascht die wenigsten. Putin hatte seine Ludmila seit Jahren nur noch einmal im Jahr zum Kirchenbesuch oder zu seinen Inaugurationen mitgenommen. Gerüchte besagen, er habe bereits zwei Kinder mit seiner Freundin oder zweiten Frau Alina Kabajewa, einer ehemaligen Gymnastikerin, die seit 2007 als Abgeordnete in der Staatsduma sitzt. Die 30jährige in Uskbeistan geborene Russin tritt nicht in der Öffentlichkeit mit dem 60jährigen Putin auf. Wer darüber schreibt, muß um seinen Job fürchten. Der inzwischen in Ungnade gefallene Medien-Oligarch Alexander Lebedew sperrte 2008 lieber gleich die ganze Zeitung zu, als der “Moskowski Korrespondent” über Kabajewas und Putins Liason berichtet hatte.

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© 2018 Tessa Szyszkowitz