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Noch befindet sich Großbritannien angesichts des Todes der Queen in tiefer Trauer und einer Art Schockstarre. Doch nach den Begräbnisfeierlichkeiten wird sich das Land schnell wieder mit aller Kraft seinen zahlreichen großen Problemen widmen müssen.
VON TESSA SZYSZKOWITZ am 19. September 2022
Sie hat hier geheiratet, sie wurde hier gekrönt. Am Montag fand in der Westminster Abbey in London nun auch ihr Begräbnis statt. Queen Elizabeth II., am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral mit 96 Jahren verstorben, wurde in allen Würden und großem Pomp verabschiedet.
Seit Wilhelm der Eroberer am Weihnachtstag 1066 in der Westminsterabtei gekrönt worden war, sind alle englischen Monarchen dieser Tradition gefolgt. Bis zu George II. 1760 wurden hier auch alle begraben. Elizabeth II. ist seitdem wieder die erste, von der sich ihre Familie, Vertreter des europäischen Hochadels, aber auch Untertanen wie ihre Premierministerin und ein weltweites Fernsehpublikum von über vier Milliarden Zusehern und Zuseherinnen in der gotischen Kathedrale verabschiedeten.
Der Sarg der Queen wurde nach dem offiziellen Begräbnis nach Windsor gebracht, wo sie neben ihrem Vater in der Familiengruft unter der St. Georges’ Chapel im kleinen Familienkreis beigesetzt wird.
Unter den Staatsgästen: Steinmeier und Bolsenaro
Das Begräbnis der Königin selbst sah das größte Polizeiaufkommen der Geschichte Britanniens. Aus der ganzen Welt trafen rund 100 Staatschefs und Hunderte weitere Staatsgäste ein, die ihr die letzte Ehre erweisen wollten. Deutschlands Präsident Frank-Walter Steinmeier, der französische Staatschef Emmanuel Macron und US-Präsident Joe Biden waren ebenso gekommen wie ein paar der weniger demokratischen Staatsoberhäupter.
Jair Bolsenaro, der brasilianische Strongman, durfte trotz seines fragwürdigen Rufs anreisen. Die 2000 Plätze in der Kirche waren dabei besonders umkämpft. Die „Times“ beschrieb das Gerangel um die Plätze als einen diplomatischen Albtraum unter dem Titel „höllischer Sitzplan“.
Die britischen Royals sind an sich mit ihren Kontakten nicht zimperlich. Die Königin selbst unterhielt fast bis zum Schluss gute Kontakte mit dem Emir von Dubai, der als Pferdenarr ein Seelenverwandter war. Scheich Mohammed ben Raschid soll seine Tochter Latifa gegen ihren Willen im Emirat festhalten. Dennoch wurde er am Sonntag von König Charles III. im Buckingham-Palast empfangen.
Olena Selenskaya statt Vladimir Putin
Für besonders schwierige Fälle gab es aber dann doch gewisse Beschränkungen. Mohammed bin Salman, der saudische Thronprinz, ist seit der Ermordung des Journalisten Jamal al-Kashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul 2018 kein gern gesehener Gast mehr. Da man aber in Zeiten des Ukrainekrieges dennoch sein Öl kaufen möchte und es sich nicht komplett mit ihm verscherzen kann, fand man folgende Sprachregelung: Angeblich wurde MBS zwar eingeladen, entschied sich aber, nicht zu kommen. Hinter den Kulissen dürften sehr intensive diplomatische Gespräche geführt worden sein.
Manche wurden aber gar nicht erst nach London gebeten. Der russische Präsident Vladimir Putin fehlte. Dafür kam Olena Selenskaya, die Frau des ukrainischen Präsidenten. Sie saß in der Abbey vier Reihen hinter Macron. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping flog nicht nach London, schickte aber einen Vize, der mit FFP2-Maske vor dem aufgebahrten Sarg im Westminster-Palast gesichtet wurde. Für die chinesische Delegation muss der sorglose Umgang der Briten mit dem Covid-Virus befremdlich gewirkt haben. In China sind die Maßnahmen gegen die Pandemie zwar gelockert worden, aber eine maskenfreie Großveranstaltung dieser Größenordnung wäre in Peking unvorstellbar.
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Noch befindet sich Großbritannien angesichts des Todes der Queen in tiefer Trauer und einer Art Schockstarre. Doch nach den Begräbnisfeierlichkeiten wird sich das Land schnell wieder mit aller Kraft seinen zahlreichen großen Problemen widmen müssen.
VON TESSA SZYSZKOWITZ am 19. September 2022
Sie hat hier geheiratet, sie wurde hier gekrönt. Am Montag fand in der Westminster Abbey in London nun auch ihr Begräbnis statt. Queen Elizabeth II., am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral mit 96 Jahren verstorben, wurde in allen Würden und großem Pomp verabschiedet.
Seit Wilhelm der Eroberer am Weihnachtstag 1066 in der Westminsterabtei gekrönt worden war, sind alle englischen Monarchen dieser Tradition gefolgt. Bis zu George II. 1760 wurden hier auch alle begraben. Elizabeth II. ist seitdem wieder die erste, von der sich ihre Familie, Vertreter des europäischen Hochadels, aber auch Untertanen wie ihre Premierministerin und ein weltweites Fernsehpublikum von über vier Milliarden Zusehern und Zuseherinnen in der gotischen Kathedrale verabschiedeten.
Der Sarg der Queen wurde nach dem offiziellen Begräbnis nach Windsor gebracht, wo sie neben ihrem Vater in der Familiengruft unter der St. Georges’ Chapel im kleinen Familienkreis beigesetzt wird.
Unter den Staatsgästen: Steinmeier und Bolsenaro
Das Begräbnis der Königin selbst sah das größte Polizeiaufkommen der Geschichte Britanniens. Aus der ganzen Welt trafen rund 100 Staatschefs und Hunderte weitere Staatsgäste ein, die ihr die letzte Ehre erweisen wollten. Deutschlands Präsident Frank-Walter Steinmeier, der französische Staatschef Emmanuel Macron und US-Präsident Joe Biden waren ebenso gekommen wie ein paar der weniger demokratischen Staatsoberhäupter.
Jair Bolsenaro, der brasilianische Strongman, durfte trotz seines fragwürdigen Rufs anreisen. Die 2000 Plätze in der Kirche waren dabei besonders umkämpft. Die „Times“ beschrieb das Gerangel um die Plätze als einen diplomatischen Albtraum unter dem Titel „höllischer Sitzplan“.
Die britischen Royals sind an sich mit ihren Kontakten nicht zimperlich. Die Königin selbst unterhielt fast bis zum Schluss gute Kontakte mit dem Emir von Dubai, der als Pferdenarr ein Seelenverwandter war. Scheich Mohammed ben Raschid soll seine Tochter Latifa gegen ihren Willen im Emirat festhalten. Dennoch wurde er am Sonntag von König Charles III. im Buckingham-Palast empfangen.
Olena Selenskaya statt Vladimir Putin
Für besonders schwierige Fälle gab es aber dann doch gewisse Beschränkungen. Mohammed bin Salman, der saudische Thronprinz, ist seit der Ermordung des Journalisten Jamal al-Kashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul 2018 kein gern gesehener Gast mehr. Da man aber in Zeiten des Ukrainekrieges dennoch sein Öl kaufen möchte und es sich nicht komplett mit ihm verscherzen kann, fand man folgende Sprachregelung: Angeblich wurde MBS zwar eingeladen, entschied sich aber, nicht zu kommen. Hinter den Kulissen dürften sehr intensive diplomatische Gespräche geführt worden sein.
Manche wurden aber gar nicht erst nach London gebeten. Der russische Präsident Vladimir Putin fehlte. Dafür kam Olena Selenskaya, die Frau des ukrainischen Präsidenten. Sie saß in der Abbey vier Reihen hinter Macron. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping flog nicht nach London, schickte aber einen Vize, der mit FFP2-Maske vor dem aufgebahrten Sarg im Westminster-Palast gesichtet wurde. Für die chinesische Delegation muss der sorglose Umgang der Briten mit dem Covid-Virus befremdlich gewirkt haben. In China sind die Maßnahmen gegen die Pandemie zwar gelockert worden, aber eine maskenfreie Großveranstaltung dieser Größenordnung wäre in Peking unvorstellbar.
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