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Megxit - wackelt die Krone?

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Der Rückzug von Prinz Harry und seiner Frau Meghan aus der königlichen Familie ist ein weiterer Sargnagel für die britische Monarchie. Kritiker der Windsors begrüßen diesen Schritt. Denn warum sollten Königskinder Winke-Auftritte absolvieren, statt ihr eigenes Geld zu verdienen?

 
 
 
 

Wer dachte, dass die Netflix-Serie „The Crown“ schon die süffigsten Stories aus dem Haushalt der Queen erzählt hat, der hat die Realität unterschätzt. Derzeit befeuern die britischen Royals wieder die Gerüchteküche. Am Donnerstag verkündeten Meghan Markle und Harry Windsor alias Herzogin und Herzog von Sussex ihren De-Facto-Austritt aus der königlichen Familie und ihren Umzug nach Kanada. Das ist bei den Royals seit 1936 nicht mehr vorgekommen, als Edward VIII. die Krone aufgab, um mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson nach Frankreich ins Exil zu gehen. 

Hinter der Ankündigung von Prinz Harry und seiner Frau Meghan steht viel mehr als eine von den royalistischen Boulevardblättern hochgespielte Privatfehde zwischen Prinzessin Meghan und ihrer Schwägerin Catherine, der Ehefrau von Harrys älterem Bruder William. Die Queen steht zwar nicht direkt vor der Entthronung, und auch eine republikanische Rebellion vor den Toren von Buckingham-Palast ist nicht so bald zu erwarten. Doch das britische Königshaus steckt wieder einmal in einer tiefen Krise. Die Folge: Der königliche Haushalt wird drastisch verschlankt.

Sentimentale Vorbildfunktion 

An sich ist die europäische Monarchie seit langem dem Untergang geweiht. Seit Jahrhunderten geht es mit den einst mächtigen britischen Royals bergab. Zwar muss der britische Premierminister immer noch einmal pro Woche bei der Queen zur Audienz anrücken, um mit ihr über die politischen Geschäfte zu reden. Doch de facto hat Königin Elizabeth II. seit ihrem Amtsantritt 1952 knapp nach dem Zweiten Weltkrieg nur zeremonielle Funktion. 

 

Da die Royals nun nicht mehr als von Gott geweihte Regenten verstanden werden, blieb den Angehörigen des Königshauses nur noch eine gewisse sentimentale Vorbildfunktion für Anhänger der ehrwürdigen, britischen Tradition. Viele Briten lieben ihre altmodischen Zeremonien, und da gehört die Queen mit ihren goldenen Kutschen eben dazu. Daran änderten auch die Skandale um Queen-Schwester Margaret oder den untreuen Queen-Gemahl Philipp wenig, die sich in den Swinging Sixties aus Langeweile über  die Sinnlosigkeit ihrer Existenz in Alkoholexzesse und Affären stürzten. 

Der Tod von Lady Di und seine Folgen 

Schon schlimmer wog die Scheidung von Lady Diana und Prinz Charles und der darauf folgende Tod der Ex-Prinzessin 1997 in Paris. Diana wurde von Paparazzi in Paris in ihrer Limousine in den Tod gehetzt. Das Bild des blassen Knaben Harry, der allein hinter dem Sarg seiner Mutter gehen musste, hat sich als Sinnbild für eine kalte, starre Monarchie ins britische Bewusstsein gegraben.

Auch der Bruder von Charles, Prinz Andrew, taugt seit Langem nur noch zum Fremdschämen. Seine Freundschaft mit dem verurteilten Sexverbrecher und US-Milliardär Jeffrey Epstein, der auch dem Prinz minderjährige Mädchen zugeführt haben soll, war für die Queen höchst peinlich. Erst kurz vor Weihnachten hat ihr Sohn, im Volksmund als Randy Andy bekannt, der Queen den Schweiß auf die Stirn getrieben, als er in einem BBC-Interview so offensichtlich die Unwahrheit sagte, dass sie ihn sofort und für immer aus dem Verkehr gezogen hat. 

Skandale auf Kosten der Steuerzahler 

Da die Royals nicht einmal mehr als Vorbilder taugten, stellt sich die Sinnfrage. Wozu gibt es die königliche Familie überhaupt noch? Schließlich kostet sie ihre Untertanen jährlich Millionen, die Windsors besitzen ja mit wenigen Ausnahmen selbst ihre eigenen Schlösser wie Buckingham Palace längst nicht mehr, und der ganze pompöse Haushalt muss aus Steuergeldern bezahlt werden. 

Einen Hoffnungsschimmer bot nun kurzfristig die junge Generation. Der äußerst brave Prinz William, nach seinem Vater Zweiter in der Thronfolge, „produzierte“ mit seiner Ehefrau Catherine bereits Nummer Drei, Vier und Fünf in der Thronfolge. Dann heiratete der kleine Bruder Harry im vergangenen Jahr eine Amerikanerin, die einen Hauch von Moderne in die staubigen Hallen der Windsor-Paläste zu bringen versprach.

Wink-Auftritte in der Wartschleife

An Meghan Markle arbeiteten sich allerdings viele Briten bereits ab, bevor sie Herzogin von Sussex wurde. Die US-Schauspielerin, die mit der Fernsehserie „Suits“ auch schon vor ihrer Ehe mit Prinz Harry in Europa mittelberühmt geworden war, galt von Anfang an als umstritten: Rassisten stießen sich daran, dass ihre Mutter schwarz war; Konservative lehnten sie ab, weil sie eine moderne Vorstellung von Beziehung und Lebensführung hatte; Nationalisten wollten keine Amerikanerin in der Royal Family sehen. Dass die junge Herzogin sich jetzt derart schnell und nur ein halbes Jahr nach der Märchenhochzeit in Windsor nicht nur aus der Öffentlichkeit, sondern ganz aus der königlichen Familie zurückzieht und ihren Traumprinzen Harry nach Kanada mitnimmt, das hat auch viele Experten des britischen Königshauses kalt erwischt. Ganz zu schweigen von Prinz Charles, Harrys Bruder William und der Queen herself. 

Die Flucht der Sussexes hängt wohl auch damit zusammen, dass sie sich nicht zu Komparsen degradieren lassen wollten. Denn da die Queen bisher mit ihren 93 Jahren immer noch recht vergnügt regiert, ist nicht einmal Prinz Charles bisher zum Zug gekommen. Sollte er es überhaupt noch auf den Thron schaffen, heißt das wiederum für seinen ältesten Sohn William, dass er noch viele Wink-Auftritte in der Warteschleife absolvieren muss. Für den Sechsten in der Thronfolge, den kleinen Bruder Prinz Harry, der außer Hubschrauber Fliegen nicht viel gelernt hat, blieb da im Prinzip gar keine Aufgabe übrig. 

Königskinder wollen ihr eigenes Geld verdienen

In ihrer Neujahransprache hat die Queen jetzt eine für die royalistischen Kaffeesatzleser eindeutige Präferenz zu erkennen gegeben hat – kein Foto von Harry, Meghan und Babyprinz Archie auf dem Beistelltischchen, dafür aber deutlich sichtbar Will und seine Gang. Seither schien die Sache klar: Die Royals planen selbst, sich auf die Hauptlinie einzuschrumpfen, damit ja keiner auf die Idee kommt, die gesamte Marke Windsor einzustellen. Für Meghan Markle war damit die Fluchtroute freigegeben. Die Wellen der Empörung schlagen nun hoch. Doch eigentlich tut die Herzogin von Sussex allen einen Gefallen. Selbst Geld zu verdienen sollte auch Königskindern 2019 erlaubt werden. Es wird die Unterhaltskosten für die Untertanen senken. „Der Marktwert von Meghan & Harry in Amerika ist extrem hoch“, sagt etwa die Starjournalistin Tina Brown: „Ob in wohltätigen Vereinen oder im Mediengeschäft – Meghan hat sich da längst nach Optionen umgesehen.“ 

Und wenn die Royals anfangen, höchstpersönlich in Fernsehserien mitzuspielen – Markle ist zumindest spaßeshalber schon für die zweite Staffel der TV-Serie „Succession“ im Gespräch – dann werden sich die Macher von „The Crown“ für die vierte Staffel noch süffigere Stories ausdenken müssen. Sonst werden sie von der Reality Show der Windsors überholt. 

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© 2018 Tessa Szyszkowitz