London. Wollte Hilary Mantel Kate Middleton beleidigen? In einer Rede im Britischen Museum sagte die gefeierte Autorin Anfang Februar über die professionelle Prinzessin: "Ich habe zugesehen, wie Kate eine Puppe mit abwinkelbaren Gelenken wurde, an die irgendwelche Fetzen gehängt werden. Früher war sie eine Schaufensterpuppe, ohne Persönlichkeit, die nur dadurch definiert wurde, was sie anhatte. Inzwischen ist sie eine zukünftige Mutter und wieder wird sie mit entsprechenden Attributen ummantelt. Wenn sie die Übelkeit überwunden hat, dann wird die Presse sie sogleich als "strahlend" feiern. Sie wird feststellen, dass das Leben dieser jungen Frau erst jetzt endlich Sinn macht, dass es eben ihre Aufgabe ist, Kinder zu gebären."
Erst herrschte Stille, dann titelte das Sudelblatt "Sun" drei Wochen später: "Plastic Princess slur" (“Plastikprinzessinnen-Beleidigung”) und sprach von einem "bizarre rant", einer bizarren Schimpfkanonade der gefeierten Autorin. Mantel hat in England fast Heiligenstatus unter den Literaten erreicht, seit sie zwei mal den Man-Booker-Prize, den wichtigsten Buchpreis des Königreichs, gewonnen hat. Ihre historischen Romane - auf Deutsch "Wölfe" und "Falken" - erzählen die Geschichte Henry VIII. aus der Perspektive seines Sekretärs Thomas Cromwell. Mantel, so die einhellige Meinung der durchwegs euphorischen Kritiker, hebt den historischen Roman, bisher eher ein Stiefkind der Schreibzunft, in den Zenit der Literatur.
Dann kam die scheinbare Attacke der Autorin gegen die Prinzessin, im Medienenglisch “Mantelpiece”-Affäre genannt. Alle spielten ihre Rolle. Prinzessin Catherine, formely known as Kate Middleclass, führte in stillem Protest noch am selben Tag ihren beginnenden Babybauch in einem Zentrum für Drogenabhängige mit dem passenden Namen "Haus der Hoffnung" vor. Tory-Premier David Cameron meldete sich von seiner Road Show in Indien zu Wort: "Wir sollten lieber stolz auf sie sein!" Die Prinzessin sei gescheit, einnehmend und eine fantastische Botschafterin Britanniens. Selbst Red Ed Miliband, der Führer der Labour Party, sprengte zur Verteidiung der Prinzessin heran und trompetete: "Sie ist wichtig für unser Land!"
Praktisch niemand las die Rede. In "Royal bodies" spricht Mantel tatsächlich über "königliche Körper", es ist nun mal eines ihrer Lieblingsthemen. Kein Wunder, dass das zweites Buch ihrer Trilogie im Original "Bring up the bodies" heisst. Henry VIII. selbst war Experte, wenn es um die Entsorgung abgelegter Ehefrauenkörper ging. Die Autorin hat ein ausgeprägtes Wissen über die Nutzung königlicher Körper zur Machtdemonstration, zur Einzementierung von royalen Rollen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Herzogin von Cambridge, ehemalige Kate Middleton, mit Marie Antoinette, der Königin an der Seite des dekadenten Franzosenkönigs Luis XVI. vergleichen würde. Bei beiden Frauen zählte nur eines: Kleidung und Frisur.
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Mag schon sein, dass Hilary Mantel findet, dass die neue Prinzessin von sich aus im Jahre 2013 etwas höhere Ansprüche an die eigene Karriere stellen könnte. Brave Prinzengattin und eifrige Thronfolgergebärerin ist arg antiquiert. Als eine der wichtigsten Intellektuellen Englands mag sie es kräftig satt haben, dass Frauen so oft über ihre äußeren Vorzüge und Nachteile definiert werden. Doch beleidigen wollte Mantel Middleton wohl nicht. In ihren Betrachtungen im Britischen Museum hat die Autorin Kate bloß zum Beispiel genommen, ein System zu diskutieren, das die Schaffung von prinzessinnentauglichen Puppen zum eigenen Fortbestehen fordert.
Die schwangere Kate sollte froh sein, dass Frau Mantel sie nicht mit Anne Boleyn verglichen hat. Deren Ambition, einflussreiche Königin zu werden, führte sie zwar zielgemäß auf den Thron, später aber auch aufs Schaffott. Henry VIII. ließ seine zweite Frau köpfen, als sie ihm keinen Sohn gebar. Und Gerüchten nach ist Kates Baby ein Mädchen.
Hier ist der Link zu Hilary Mantels "Royal Bodies":