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Queen bleibt queen

Alex Salmond

Die Schotten stimmen am 18. September über ihre Unabhängigkeit von Großbritiannien ab. Sie wollen allerdings, dass fast alles so bleibt, wie es ist. Fast.

Wenn Alex Salmond von der Zukunft spricht, dann wippen die letzten Haare auf seinem runden Schädel aufgeregt auf und ab: “Großbritannien kippt zunehmend aus dem sozialen Gleichgewicht”, ruft Schottslands charismatischer Ministerpräsident vorigen Dienstag bei seiner “New Statesman lecture” um die Ecke des britischen Parlaments im Zentrum von London: “Wenn wir Schotten unabhängig sind, dann werden wir ein sozial gerechteres Land aufbauen!”

Am 18. September stimmen die 5,3 Millionen Schotten im Norden des Vereinigten Königreiches über ihre Unabhängigkeit ab. Das hat es seit 1707 nicht mehr gegeben - seit die Schotten mit den Engländern eine politische Union eingingen. Bisher wollen nur 32 Prozent der Schotten, die beim Referendum ihre Stimme abzugeben planen, einen unabhängigen Staat. Aber das kann ja noch werden.

Was hieße die Unabhängigkeit für Schottland? Eigentlich nicht allzu viel. Denn, auch im souveränen Staat ab 2016 will Salmonds “Scottish National Party” fast alles beim Alten lassen:

-       Die Queen bleibt auch dann die Königin der Schotten, wenn diese aus dem Vereinigten Königreich austreten.

-       Das Pfund wollen die Schotten als Währung behalten. Britanniens Schatzkanzler George Osborne hat zwar verkündet, dass die Schotten, sollten sie Großbritannien verlassen, das britische Pfund Sterling aufgeben müßten. Doch hierzu gibt es noch keine endgültige Entscheidung.

-       Auch nach der Unabhängigkeit soll es laut Salmond keine Grenzen zwischen Schottland und dem dann geschrumpften Britannien geben.

-       Gerne behalten wollen die Schotten auch den britischen “Rebate”. Die streitbare Margaret Thatcher hatte 1984 mit der EU eine Teilrückzahlung der britischen EU-Beitragszahlungen  ausgehandelt, da Großbritannien geringere Agrarsubventionen aus der EU erhielt.

-       Genauso steht es auch mit allen anderen EU-Extras, die Großbritannien als widerspenstigem Inselmitglied der kontinentalen Union über die Jahrzehnte zugestanden worden sind. Schottland möchte auch als unabhängiger Staat automatisch vom Schengen-Abkommen ausgenommen werden. Und vom Euro. Das geht natürlich nur, wenn die EU überhaupt zustimmt, Schottland vorher als unabhängiges Land aufzunehmen.

-       NATO-Mitglied möchte Schottland auch bleiben. Und der UNO würde das Land natürlich auch gerne angehören. Allerdings wird der Kleinstaat dann keinen permanten Sitz im UN-Scherheitsrat mehr besitzen. Auch der G8 gehört Schottland dann nicht mehr an.

Wozu dient die schottische Unabhängigkeit dann überhaupt? Die 5,3 Millionen Schotten bekämen hübsche eigene Pässe. Und 70 bis 90 neue schottische Botschaften auf der Welt. Edinburgh mit seiner halben Million Einwohnern wäre dann endlich richtig Hauptstadt.

Zurück bliebe Kleinbritannien. Ein Drittel des Staatsgebietes wäre weg.  Das Blau aus der Fahne, dem Union Jack – dahin. Kein Wunder, dass sich die Engländer, Waliser und Nordiren dagegen wehren. Auch viele Schotten wollen Briten bleiben. Alistair Carmichael, Schottland-Minister der britischen Regierung, meinte vorigen Dienstag bei einem Treffen mit Journalisten im Schottland-Haus, das sich im selben Gebäudekomplex wie Downing Street 10 befindet:  “Meine Frau ist Engländerin, meine Kinder sind halbe Schotten und halbe Engländer -  ich will nicht, dass ihre Großeltern plötzlich im Ausland leben sollen.” Die Schotten hätten doch sowieso große Autonomie und weitgehend Kontrolle über ihr Gesundheitssystem, aber gleichzeitig noch den Schutz des größeren Vereinigten Königreichs.

Die schottischen Nationalisten aber interessiert derzeit vor allem eines: die alleinige Kontrolle über ihre Ölschätze - die größten in der Europäischen Union. Sie sind auf vier Billionen Pfund geschätzt worden. Damit plant Alex Salmond seine gerechte Gesellschaft zu bauen.

Für alle Schotten.

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© 2018 Tessa Szyszkowitz