Die Briten warten gespannt darauf, was nach dem Tod der Queen passiert.
King Charles III: Plakat des Almeida-Theaters
Prinz Harry ist wieder in den Schlagzeilen – diesmal mit “den wahren Gründen, warum er und seine Freundin sich getrennt haben” (wer es wirklich wissen will: http://www.dailymail.co.uk/femail/article-2617385/Rows-best-friends-wedding-shadow-Chelsy-Cressie-Harry-really-split.html) Der Ersatzprinz steht aber auch sonst im Rampenlicht. Und zwar im Almeida-Theater im Londoner Islington. (http://www.almeida.co.uk/event/kingcharles3)
In seiner Farce “King Charles III” wagt Dramatiker Mike Bartlett in der Regie von Rupert Goold einen Blick in die Zukunft: “Die Königin ist tot, es lebe der König – und der König bin ich!” stellt Prinz Charles am Anfang des Stückes mit Erstaunen fest. Das Begräbnis, das die Queen noch selber vorausblickend choreographiert hat, ist vorbei. Die Krönung des ewigen Thronfolgers Charles steht bevor, Camilla ist aufgeregt, William und Kate benehmen sich wie immer gut und Prinz Harry verliebt sich gerade mal wieder. Das Stück wurde Anfang April uraufgeführt, ist komplett ausverkauft und hat überall euphorische Kritiken bekommen (http://www.ft.com/cms/s/2/96af03f6-c10f-11e3-bd6b-00144feabdc0.html?ftcamp=published_links/rss/arts/feed//product#axzz2yZntoQmX).
Der Erfolg des Stückes deutet darauf hin, wie gespannt die Briten darauf warten, was passiert, wenn die heute 88jährige alte Monarchin das Zeitliche segnet. Gerüchte, sie könnte abdanken, ihr exzentrischer 65jähriger Sohn Charles könnte in der Thronfolge übergangen und der 31jährige Strahle-Prinz William könnte direkt sein ungewöhnliches Amt als König antreten, halten sich beständig, werden aber von royalen Experten als Hingespinste abgetan. Immerhin hat Königin Elizabeth II. schon im Jänner angefangen, die Geschäfte an ihren Sohn zu übergeben. (http://www.mirror.co.uk/news/uk-news/queen-elizabeth-ii-hand-over-3039892
So viel zum wahren Geschehen im Buckingham Palast. Auf der Bühne in Ostlondon dagegen lässt Stückeschreiber Bartlett seiner Phantasie freien Lauf. Charles hat so lange auf die Königsehre warten müssen, dass er sofort übertreibt und sich weigert, ein Gesetz zum Schutze der Privatsphäre zu unterschreiben, das die Regierung und das Parlament schon beschlossen haben. Charles macht sich wichtig und zum Fürsprecher der Medienfreiheit. Der Premierminister erläutert ihm recht rüde, dass er als gewählter Regierungschef dem royalen Relikt das Gesetz bloß aus Höflichkeit zur Unterschrift vorlegt. Die Sache eskaliert.
Das ist zeitweise wirklich sehr witzig. “The New Statesman” nennt das Werk “das gewagteste und provozierendste Stück über die königliche Familie in britischer Theatergeschichte” (http://www.newstatesman.com/2014/04/diana-s-ghost-will-and-kate-baddies-most-provocative-royal-play-ever).
Zum Schluß aber erstaunt das konventionelle Ende – vielleicht ist es auch als Beschwörung gemeint: William und Kate haben Charles ausgebootet und werden, als das Licht ausgeht, gerade gekrönt. Selbst freche britische Theatermacher machen am Schluß den braven Prinzen zum König.
Hoffentlich geht’s im wahren Leben nicht so aus. Der wohlerzogene Wills und seine Vorzeigefamilie können warten. Mit dem bizarren Bäume-Umarmer King Charles III. hätten wir sicher mehr Spaß.