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Medien Der Kampf einer Ex-Politikerin gegen die Boulevardpresse
Nachdem die Mandatarin Jolanda Spiess-Hegglin mutmaßlich Opfer einer Sexualstraftat geworden war, zettelte eine Schweizer Zeitung eine Kampagne gegen sie an. Jetzt errang die ehemalige Politikerin einen Sieg gegen den Verlag. Er könnte richtungsweisend sein
FALTER 7/2025, 11.02.2025
So richtig fassen kann sie es noch nicht, aber das kann ja noch werden. „Ich habe permanent das Gefühl, dass ich kontrolliert bleiben muss“, sagt Jolanda Spiess-Hegglin, „aber ich bin sehr erleichtert.“ Die 44-jährige Aktivistin und Autorin sitzt vor dem Bildschirm im ausgebauten Dachboden einer Scheune im Kanton Zug. Im Hintergrund steht der Kontrabass ihres Mannes. Während des Interviews mit dem Falter versinkt das Zimmer hinter ihr langsam im abendlichen Dunkel.
Jolanda Spiess-Hegglin aber strahlt. Sie hat guten Grund. Nach einem zehnjährigen Kampf gegen das Schweizer Boulevardblatt Blick und den Konzern Ringier AG hat sie gewonnen.
In 150 Artikeln hatte die Zeitung 2014 persönlichkeitsverletzend über Jolanda Spiess-Hegglin geschrieben. Die ehemalige grüne Politikerin hat Ringier auf Gewinnherausgabe von vier dieser Artikel geklagt. Am 22. Jänner legte das Zuger Kantonsgericht die Höhe des Gewinns und damit der Rückerstattung fest: Der Verlag muss ihr 309.531 Franken erstatten – das ist der Profit aus den vier Artikeln, die unterschiedlich gewichtet, weil unterschiedlich oft angeklickt wurden: 112.791 Franken etwa für „Sex-Skandal in Zug“ vom 27. Dezember 2014, dagegen nur 25.238 für „Jolanda Heggli zeigt ihr Weggli“ vom 4. Februar 2015. Dazu kommt noch eine Entschädigung von 112.495 Schweizer Franken. In Euro: 447.915. Da sind die ebenfalls vom Gericht verhängten fünf Prozent Zinsen seit Gewinnerzielung noch nicht mitgerechnet.
Ein Sieg, der richtungsweisend sein könnte. Ein Signal an alle Boulevardblätter. Ab jetzt heißt es: Klicks um jeden Preis können Zeitungsverlage teuer zu stehen kommen. Medien-Anwältin Rena Zulauf, die Jolanda Spiess-Hegglin vertritt: „Unrecht darf sich nicht lohnen.“
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