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https://www.falter.at/zeitung/20230627/pest-oder-putin
Wie lange kann der russische Präsident den Unmut über den desaströsen Krieg gegen die Ukraine unterdrücken?
TESSA SZYSZKOWITZ POLITIK, FALTER 26/23 VOM 27.06.2023
Als KGB-Offizier Wladimir Wladimirowitsch 1990 in Dresden seine Koffer packte, muss er gedacht haben, er träume. In Berlin war die Mauer gefallen. Danach zerbröselte auch die Macht in Moskau. Rundum erklärten sich Republiken für unabhängig und beförderten die Sowjetunion auf den Misthaufen der Geschichte. Für Wladimir Wladimirowitsch Putin ein Albtraum. Wie der spätere Präsident der Russischen Föderation im Jahr 2005 vor dem russischen Parlament sagte, war das für ihn „die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts“.
Am Samstag, den 24. Juni 2023, muss er erneut gedacht haben, er träume. Vor seinen Augen entwickelte sich ein weiteres albtraumhaftes Szenario: eine Meuterei. Gegen die russische Staatsmacht. Gegen ihn. Seit gut 30 Jahren war es zu keinem Aufstand aus den eigenen Reihen gekommen. Seit seiner Machtergreifung vor 23 Jahren gab es keinen Staatsstreich gegen Putin selbst. Nur einmal war es zu Massenprotesten gegen das Regime gekommen. Im Winter 2011. Der Führer der Opposition von damals sitzt heute im russischen Straflager und hat gerade wieder 30 Jahre aufgebrummt bekommen.
Alexej Nawalny mitsamt der zerschlagenen russischen Opposition ist allerdings nicht der Einzige, der aus diesem Albtraum nicht aufwachen kann. Putin ist längst Teil dieser Tragödie. Einer seiner wichtigsten Verbrechervasallen, der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin, war am Samstag mit seinen Truppen gen Moskau marschiert. Seit Monaten hatte Prigoschin immer irrer und gleichzeitig ehrlicher in seinen Videobotschaften aus dem umkämpften Bachmut über die Bedingungen der russischen Truppen an der Front gesprochen: Es fehlte an Munition. An Nachschub. An Versorgung. In seinen Videos türmten sich hinter ihm – buchstäblich – die Leichen seiner Söldner. Tausende sollen bei dem Kampf um Bachmut gestorben sein – auf beiden Seiten. Am Ende hatte Prigoschin die kleine ukrainische Stadt erobert. Aber der ehemalige Vertraute Putins, der ihm einst das Essen für Staatsbankette geliefert hatte, war längst zu einem gefährlichen Herausforderer geworden. ...
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Wie lange kann der russische Präsident den Unmut über den desaströsen Krieg gegen die Ukraine unterdrücken?
TESSA SZYSZKOWITZ POLITIK, FALTER 26/23 VOM 27.06.2023
Als KGB-Offizier Wladimir Wladimirowitsch 1990 in Dresden seine Koffer packte, muss er gedacht haben, er träume. In Berlin war die Mauer gefallen. Danach zerbröselte auch die Macht in Moskau. Rundum erklärten sich Republiken für unabhängig und beförderten die Sowjetunion auf den Misthaufen der Geschichte. Für Wladimir Wladimirowitsch Putin ein Albtraum. Wie der spätere Präsident der Russischen Föderation im Jahr 2005 vor dem russischen Parlament sagte, war das für ihn „die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts“.
Am Samstag, den 24. Juni 2023, muss er erneut gedacht haben, er träume. Vor seinen Augen entwickelte sich ein weiteres albtraumhaftes Szenario: eine Meuterei. Gegen die russische Staatsmacht. Gegen ihn. Seit gut 30 Jahren war es zu keinem Aufstand aus den eigenen Reihen gekommen. Seit seiner Machtergreifung vor 23 Jahren gab es keinen Staatsstreich gegen Putin selbst. Nur einmal war es zu Massenprotesten gegen das Regime gekommen. Im Winter 2011. Der Führer der Opposition von damals sitzt heute im russischen Straflager und hat gerade wieder 30 Jahre aufgebrummt bekommen.
Alexej Nawalny mitsamt der zerschlagenen russischen Opposition ist allerdings nicht der Einzige, der aus diesem Albtraum nicht aufwachen kann. Putin ist längst Teil dieser Tragödie. Einer seiner wichtigsten Verbrechervasallen, der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin, war am Samstag mit seinen Truppen gen Moskau marschiert. Seit Monaten hatte Prigoschin immer irrer und gleichzeitig ehrlicher in seinen Videobotschaften aus dem umkämpften Bachmut über die Bedingungen der russischen Truppen an der Front gesprochen: Es fehlte an Munition. An Nachschub. An Versorgung. In seinen Videos türmten sich hinter ihm – buchstäblich – die Leichen seiner Söldner. Tausende sollen bei dem Kampf um Bachmut gestorben sein – auf beiden Seiten. Am Ende hatte Prigoschin die kleine ukrainische Stadt erobert. Aber der ehemalige Vertraute Putins, der ihm einst das Essen für Staatsbankette geliefert hatte, war längst zu einem gefährlichen Herausforderer geworden. ...
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